Ein alljährliches Ärgernis steht allen Verbrauchern bevor: Die Strom- und Gasabrechnung flattert ins Haus und der Anbieter möchte – natürlich – eine Nachzahlung. Nun ist es Zeit für einen Wechsel!
Grundversorger oder anderen Anbieter wählen?
Für alle Orte gibt es Grundversorger, meist für jeden Ort einen. Wer von diesem Strom oder Gas bekommt, muss meist tiefer in die Tasche greifen als jemand, der auf einen anderen Anbieter setzt. Vor allem die Leute, die einen hohen Stromverbrauch haben, können auch viel sparen. Zumindest theoretisch, denn praktisch bedeutet das, dass sie auch einen Kostenvergleich durchführen und den Anbieter bei Bedarf wechseln.
Leider wird der Stromanbieterwechsel viel zu selten in Erwägung gezogen, denn niemand möchte „Tarifspringer“ werden, außerdem ist vielen Verbrauchern der Aufwand viel zu hoch, den sie für einen Wechsel betreiben müssten. Doch dank über das Internet erreichbare zahlreichen Vergleichsportale wie Toptarif ist es inzwischen leicht, den individuell besten und günstigsten Anbieter zu finden. Beim Grundversorger zu bleiben, lohnt sich nur in den seltensten Fällen: Ein Test hat ergeben, dass eine Familie mit zwei Kindern und einem Stromverbrauch von rund 4000 kWh beim Grundanbieter etwas mehr als 1240 Euro im Jahr zahlen muss. Der günstigste Anbieter jedoch lieferte die gleiche Menge Strom für nur 855 Euro – ein Unterschied von mehr als 380 Euro pro Jahr!
Auch beim Gas gestaltet sich der Unterschied enorm: Die gleiche Familie verbraucht 20.000 kWh und zahlt dafür mehr als 1380 Euro im Jahr. Der günstigste Gasanbieter jedoch liefert die gleiche Menge für nur 800 Euro – wieder gespart und wieder in einer Höhe, die durchaus den Aufwand des Wechselns lohnt.
Strom- und Gasanbieter wechseln: Worauf sollten Verbraucher achten?
Die meisten Anbieter werden mit festgeschriebenen Preisen für eine feste Zeit. Danach werden die Preise neu festgesetzt – meist ungleich höher, was den Verdacht nahelegt, dass der Anbieter seine anfänglich weniger eingenommenen Gelder nun doppelt und dreifach hereinholen möchte. Die Preisfixierung sollte daher mindestens zwölf Monate betragen, wobei sich die Maßgabe auf alle Bestandteile des Preises beziehen sollte. Inbegriffen sind lediglich keine Steuern, Abgaben und Umlagen, da diese nicht vom Anbieter zu beeinflussen sind.
Wichtig ist auch die Kündigungsfrist: Sie sollte höchstens sechs Wochen betragen und die Kündigung selbst sollte schon mit Ablauf des ersten Vertragsjahres möglich sein.
Meiden sollten die Verbraucher Tarife, die nur per Vorkasse oder nach Zahlung einer Kaution zugänglich sind. Der Grund: Sollte der Anbieter in die Insolvenz gehen, sind auch die eingezahlten Gelder weg. Lediglich bei namhaften Anbietern, die bereits viele Jahre auf dem Markt tätig sind, ist ein derartiges Risiko akzeptabel. Leider sind solche Anbieter aber meist nicht unbedingt die günstigsten.
Vorsicht vor sogenannten Pakettarifen: Hierbei kauft der Verbraucher eine feste Anzahl von Kilowattstunden. Wer seinen Verbrauch aber nicht ganz konkret einschätzen kann, zahlt dabei in der Regel drauf. Entweder, es werden zu wenig Kilowattstunden gekauft, wobei das spätere Nachkaufen extrem teuer wird, oder der Verbrauch wurde anfänglich zu hoch geschätzt und die nicht benötigten Kilowattstunden verfallen.
Achten Sie auf folgende Aspekte bei der Wahl eines Strom- oder Gasanbieters:
- Preisfixierung auf mindestens zwölf Monate
- Kündigungsfrist von maximal sechs Wochen
- Laufzeit maximal ein Jahr
- keine Vorkasse oder Kaution als Zahlungsoption wählen
- keine Pakettarife nutzen
- Vorsicht bei extremen Niedrigangeboten!
Aufgepasst bei Bonusangeboten
Einige Anbieter offerieren interessante Bonusangebote für alle, die den Stromanbieter wechseln wollen. Beispielsweise wird dem Verbraucher ein Bonus von 50 oder 100 Euro offeriert, teilweise ist auch eine bestimmte Anzahl von Kilowattstunden frei. Leider sind solche Lockangebote bei näherem Hinsehen oft gar nicht wirklich günstig und entpuppen sich eher als Fallen. Denn der Bonus scheint auf den ersten Blick gut zu sein – die weiteren Konditionen jedoch sind in einer Art und Weise ausformuliert, die nur schwer verständlich ist und die einen Vergleich mit anderen Anbietern erschweren. Sicher ist jedoch, dass die Einsparungen durch den Bonus keineswegs die Mehrkosten übersteigen, die in der Regel bei einem solchen Tarif auf den Verbraucher zukommen. Bei einem Tarifvergleich ist es daher ratsam, Bonus-Angebote von vornherein herauszufiltern und gar nicht erst in die engere Wahl zu ziehen.
Anbieterunabhängig suchen!
Wenn Sie einen neuen Strom- oder Gasanbieter suchen, nutzen Sie vielleicht eines der im Internet angebotenen Vergleichsportale. Das geht schön einfach: Verbrauch angeben, Ergebnisse nach bestimmten Präferenzen einschränken, Wechselservice in Anspruch nehmen. Doch genau hier lauert eine Falle! Denn der Wechselservice ist nicht immer unabhängig von einem Anbieter erhältlich. Einige Portale filtern die Ergebnisse so, dass die Anbieter, mit denen sie kooperieren, als die scheinbar günstigsten und mit den besten Konditionen auftretend erscheinen. Daher unser Tipp: Kontrollieren Sie zuvor die Voreinstellungen und schauen Sie, ob diese überhaupt Ihren Vorstellungen entsprechen.
Es ist zudem sinnvoll, mehrere Portale zu nutzen und die Ergebnisse miteinander zu vergleichen. Zumindest theoretisch müssten sie sich gleichen, wenn die Portale die gleichen Anbieter in die Suche einbeziehen und seriös arbeiten.
Wichtig ist daher, vor der Nutzung eines Portals im Kleingedruckten zu schauen: Mit wem arbeitet die Seite zusammen? Steht irgendwo gar, dass neben Anbieter xy „auch“ andere empfohlen werden? Schlussendlich sollten Sie sich nicht allein darauf verlassen, was Ihnen das Internet und das Portal sagen, lesen Sie die Konditionen des vermeintlich für Sie passenden Anbieters noch einmal gründlich durch. Scheuen Sie sich nicht, dort anzurufen und Fragen zu stellen, immerhin wollen Sie sich per Vertrag an den neuen Strom- oder Gasanbieter binden.
Wechsel des Gasanbieters: Ebenso einfach?
Der Wechsel des Stromanbieters ist einfach, doch wie gestaltet sich die Sache beim Gasanbieter? Können Verbraucher hier ebenfalls durch wenige Klicks Einsparungen von mehreren Hundert Euro im Jahr erreichen?
Im Prinzip gestaltet sich dieser Wechsel nicht anders und so ist es auch beim neuen Gasanbieter wichtig, genau hinzusehen. Ansonsten ist schnell ein Vertrag abgeschlossen, aus dem Sie nicht so schnell wieder herauskommen, der aber bei näherem Hinsehen weitaus weniger günstig ist als anfänglich angenommen. Dabei hat Stiftung Warentest sogar verschiedene Vergleichsportale getestet, die den Verbraucher beim Wechsel des Gasanbieters helfen sollen – keines dieser Portale konnte den Vergleich bestehen und schnitt gut oder sehr gut ab.
Der Grund: Die Angebote, die als besonders verbraucherfreundlich galten, wurden dank der voreingestellten Filter auf die hinteren Plätze verwiesen. Die Filter haben zwar ihre Berechtigung, denn durch sie ist es möglich, angesichts der Tarifvielfalt den Überblick zu behalten. Daher noch einmal der Hinweis: Kontrollieren Sie die Voreinstellungen, ehe Sie aufgrund des Ergebnisses eines Vergleichsportals einen Wechsel in die Wege leiten!
Darauf sollten Sie bei einem Vergleich der Gasanbieter achten:
- keine lange Vertragszeit wählen (beliebt sind Verträge über zwei Jahre, die bessere Wahl ist ein Vertragsjahr)
- keine lange Kündigungsfrist akzeptieren
- lange Preisgarantie wählen
Auch ein scheinbar teurerer Anbieter von Gas kann günstiger sein, wenn die Preisgarantie langfristig angelegt ist. Denn: Wenn die Gaspreise steigen, zieht dieser Anbieter nicht mit bzw. kann zumindest Ihren Vertrag nicht anpassen. Die anfänglich kürzere Preisgarantie mit einem geringeren Grundpreis wird dann womöglich deutlich teurer.
Nicht auf Lockangebote hereinfallen!
Allgemein sind Lockangebote gut zu durchschauen, da sie sich recht auffällig präsentieren: Ist der Tarif sehr günstig bzw. deutlich preisgünstiger als die durchschnittlichen Angebote, ist die Preisfixierung meist sehr kurz. Bei langer Kündigungsfrist und Vertragszeiten von mehr als zwölf Monaten werden oft hohe Boni geboten – augenscheinlich ein Lockangebot, denn der Bonus soll hier Kunden anwerben. Meist hat ein Bonus nur einen Einmal-Effekt, denn die Preisersparnis beläuft sich nur auf die Anfangszeit. Danach sind die Preise meist höher als bei den übrigen Anbietern.
Unser Tipp: Zahlen Sie lieber etwas mehr und werden Sie dafür nicht zum Tarifspringer – wer allerdings kein Problem damit hat, jährlich den Strom- und Gasanbieter zu wechseln, kann immer auf das aktuell günstigste Angebot setzen. Und: Eine Preiserhöhung berechtigt immer zur Sonderkündigung! Dann beginnt das Such- und Vergleichsspiel zwar wieder von vorn, aber wenn Sie zu den Leuten gehören, die nicht gern unnötig viel Geld bezahlen, sollte Ihnen dieser Aufwand nicht zu hoch sein, wenn mehrere Hundert Euro Ersparnis im Jahr locken.
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