Tariflohn Einzelhandel: Gehaltsverhandlung vorbereiten

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Um gut in ein Bewerbungsgespräch oder eine anstehende Gehaltsverhandlung gehen zu können, sollte man wissen, wie hoch der Tariflohn im Einzelhandel ist. Wir stellen die Gehälter im Einzelhandel nach Branchen aufgeschlüsselt vor und geben Tipps wie man sich möglichst gut auf die Gehaltsverhandlung vorbereiten kann.

Tariflohn Einzelhandel: Unterschiede zwischen den Branchen

Beim Tariflohn im Einzelhandel gibt es je nach Branche recht große Unterschiede. Zudem gibt es von Bundesland zu Bundesland regionale und auch alters- beziehungsweise erfahrungsbedingte Differenzen. Ein Mehr an Berufserfahrung macht im Regelfall auch ein Mehr im Portmonnaie, wobei es auch dabei Ausnahmen gibt.

Tariflohn Einzelhandel: Tarifverträge und Lohngruppen

Bevor näher auf den Tariflohn im Einzelhandel eingegangen wird, noch ein kurzer Exkurs. Was ist der Tariflohn überhaupt? Und welche Vergütungsgruppen gibt es?

Der Tariflohn ist ein Mindestbetrag, den ein Arbeitnehmer bei der Einstellung von seinem Arbeitgeber verlangen kann. Der wurde vorher zwischen den Gewerkschaften und den Arbeitgebern ausgehandelt und im Tarifvertrag festgeschrieben. Daneben sind auch die Rechte und Pflichten von beiden Parteien wie auch die beruflichen Qualifikationen, die ein Arbeitnehmer mitbringen muss, festgehalten.

Tarifverträge und so auch der Tariflohn werden regelmäßig neu verhandelt. Die untere Grenze des Tariflohns bildet dabei der gesetzliche Mindestlohn. In der Regel liegen tarifliche Vereinbarungen allerdings deutlich darüber.

Ist ein Arbeitgeber nicht in einem Arbeitgeberverband organisiert und der Arbeitnehmer nicht in einer Gewerkschaft, so können beide Parteien das Gehalt unabhängig vom Tariflohn verhandeln und sind nur an gesetzliche Bestimmungen gehalten. Oft orientieren sich die Gehälter allerdings auch an den aufgestellten Tariflöhnen. Allerdings kann ein Arbeitnehmer nicht verlangen, nach Tariflohn von seinem Arbeitgeber bezahlt zu werden.

Je nachdem, welche berufliche Erfahrung man mitbringt, wie lange man in einem Beruf arbeitet, welche Verantwortung und Position man inne hat, bestimmt sich die Einordnung in eine der unterschiedlichen Vergütungsgruppen. Die sind in den Tarifverträgen der jeweiligen Branchen detailliert aufgeschlüsselt.

Video: Was ist…? Tarifvertrag kurz erklärt.

Tarifverträge im Einzelhandel

Für die einzelnen Bundesländer gibt es jeweils einen eigenen Tarifvertrag und so auch einen eigens vereinbarten Tariflohn. Einzelhandel weit unterscheiden die sich mal mehr, mal weniger stark. Unterschiede gibt es so immer noch zwischen neuen und alten Bundesländern. In letzteren verdienen zum Beispiel Verkäufer/innen im Schnitt zehn Prozent mehr als ihre Kollegen hinter der nun bald seit 30 Jahren gefallenen Grenze. Und auch zwischen Männern und Frauen gibt es noch Unterschiede. So bekommen Männer im Schnitt 8,9 Prozent mehr Gehalt.

Wer sich als Arbeitnehmer in einer Gewerkschaft organisiert hat und wo der Arbeitgeber in einem Verband ist, profitiert aber. Im Schnitt verdienen Angestellte im Einzelhandel, die einer Gewerkschaft angehören, immerhin elf Prozent mehr als ihre Kollegen in Betrieben, die nicht in einem Arbeitgeberverband organisiert sind und so dem Tarifvertrag unterworfen sind.

Der Tariflohn ist ein Mindestbetrag, den ein Arbeitnehmer bei der Einstellung von seinem Arbeitgeber verlangen kann. (#01)

Der Tariflohn ist ein Mindestbetrag, den ein Arbeitnehmer bei der Einstellung von seinem Arbeitgeber verlangen kann. (#01)

Tariflohn Einzelhandel: Das verdient man in der Ausbildung

Azubis haben es nicht leicht, sind ihre Verdienste doch in der dreijährigen Ausbildung oft bescheiden. Vor allem die Gehälter, die zu Beginn gezahlt werden, sind selten allzu verlockend. Ein Auszug der jeweiligen Branchen im Einzelhandel und deren Gehälter in der Ausbildung (aufgeschlüsselt nach dem jeweiligen Ausbildungsjahr).

Branche Ausbildungsjahr Gehalt
Kaufmann/-frau im Einzelhandel 1. Ausbildungsjahr 550 bis 950 Euro
2. Ausbildungsjahr 590 bis 1050 Euro
3. Ausbildungsjahr 710 bis 1200 Euro
Fachwirt/in für Vertrieb im Einzelhandel 1. Ausbildungsjahr 600 bis 900 Euro
2. Ausbildungsjahr 700 bis 1000 Euro
3. Ausbildungsjahr 800 bis 1800 Euro
Drogist/in 1. Ausbildungsjahr 590 bis 900 Euro
2. Ausbildungsjahr 670 bis 970 Euro
3. Ausbildungsjahr 770 bis 1070 Euro
Augenoptiker/in 1. Ausbildungsjahr 465 Euro
2. Ausbildungsjahr 545 Euro
3. Ausbildungsjahr 655 Euro
Buchhändler/in 1. Ausbildungsjahr 560 bis 760 Euro
2. Ausbildungsjahr 590 bis 840 Euro
3. Ausbildungsjahr 630 bis 930 Euro
Bäcker/in 1. Ausbildungsjahr 430 Euro
2. Ausbildungsjahr 600 Euro
3. Ausbildungsjahr 730 Euro
Logistiker/in 1. Ausbildungsjahr 580 bis 800 Euro
2. Ausbildungsjahr 650 bis 850 Euro
3. Ausbildungsjahr 840 bis 930 Euro
Fahrradmonteur/in 1. Ausbildungsjahr 440 bis 720 Euro
2. Ausbildungsjahr 490 bis 760 Euro
Verkäufer/in 1. Ausbildungsjahr 550 bis 730 Euro
2. Ausbildungsjahr 590 bis 820 Euro

 

Die Liste ließe sich natürlich beinahe endlos fortsetzen, soll aber nur einen kurzen Einblick darüber geben, welche großen Unterschiede es beim Tariflohn im Einzelhandel gibt. Wie man sieht haben nur wenige Ausbildungsberufe einen deutschlandweit gültigen fest vereinbarten Tarif.

Video: Die Ausbildungsvergütung | Wissen für die Ausbildung | Prozubi.de

Tariflohn Einzelhandel: Einstiegsgehälter nach der Ausbildung

Ähnlich sieht es nach dem Abschluss der Ausbildung aus. Auch hier gibt es große Unterschiede. Ein Übersicht über die Einstiegsgehälter nach der Ausbildung für die oben aufgezeigten Berufe:

Branche Einstiegsgehalt (brutto)
Kaufmann/-frau im Einzelhandel 1500 bis 2200 Euro
Fachwirt/in für Vertrieb im Einzelhandel 2000 bis 2500 Euro
Drogist/in 1470 bis 1900 Euro
Augenoptiker/in 1500 bis 1800 Euro
Buchhändler/in 1700 bis 2000 Euro
Bäcker/in 1700 bis 1900 Euro
Logistiker/in 1800 bis 1900 Euro
Fahrradmonteur/in 1600 bis 2000 Euro
Verkäufer/in 1470 bis 1800 Euro

Gut erkennbar an den teils großen Unterschieden ist: Je höher die Qualifikation, desto höher ist auch der Verdienst. Wobei es Ausnahmen gibt, wie das Beispiel mit den Augenoptikern zeigt.

Tariflohn Einzelhandel: Mehr Erfahrung mehr Gehalt?

Leider gilt nicht immer die Regel, dass ein Mehr an Erfahrung auch gleichzeitig ein Mehr an Gehalt mit sich bringt. Im Regelfall ist das allerdings schon so. Vor allem in den ersten Jahren nach dem Berufseinstieg ist die Lohnkurve stetig ansteigend.

So steigt es etwa bei Verkäufern, die 20 Jahre in ihrem Beruf arbeiten, um etwa 800 Euro. Interessanterweise ist bei denen, die nicht nach Tarifvertrag entlohnt werden, anschließend ein Knick nach unten zu verzeichnen, so dass die Gehälter bei einer Berufserfahrung von mehr als 20 Jahren wieder leicht sinken. Orientiert sich das Gehalt am Tariflohn für den Einzelhandel, passiert das aber nicht. Denn in den Tarifverträgen ist ein steigendes Gehalt bei mehrjähriger Berufserfahrung festgehalten.

Vorbereitung der Gehaltsverhandlung

Die Vorbereitung auf die Gehaltsverhandlung ist dann eigentlich nicht weiter dramatisch und besonders schwierig. In erster Linie sollte ein Bewerber wissen, was im Tarifvertrag vereinbart ist, zu welcher Verdienstgruppe er gehört und so weiter. Voraussetzung ist natürlich, dass der Betrieb überhaupt einem Arbeitgeberverband angehört. Tut er das nämlich nicht, ist er an den Tariflohn nicht gebunden, wird sich aber zumindest grob daran orientieren. Ob der Betrieb in einem Arbeitgeberverband organisiert ist, findet ein Bewerber am besten über die Startseite des jeweiligen Verbandes raus.

Während große Ketten in aller Regel tariflich bezahlen, sieht das bei kleineren Einzelhandelsgeschäften oft anders aus. Hier wird das Gehalt beim Einstieg persönlich mit dem Inhaber verhandelt. Oft gibt es ein Provisionsmodell, bei dem der Verkäufer oder die Verkäuferin neben einem Grundgehalt noch zusätzlich durch Verkäufe verdienen kann. Wer bei der Verhandlung Berufserfahrung und eine höhere fachliche Qualifikation vorweisen kann, die beispielsweise für Führungspositionen geeignet wäre, kann seine Gehaltsvorstellungen auch höher ansetzen als jemand, der direkt nach dem Abschluss der Ausbildung in den Beruf startet.

In Betrieben, die tariflich nicht gebunden sind und man als Angestellter das Gefühl hat, man müsste mehr Gehalt bekommen, ist ein klärendes Gespräch mit dem Chef oder den Personalverantwortlichen unumgänglich, da sich alles andere sonst auf die Motivation und so auch auf die Arbeitsleistung auswirken würde. (#02)

In Betrieben, die tariflich nicht gebunden sind und man als Angestellter das Gefühl hat, man müsste mehr Gehalt bekommen, ist ein klärendes Gespräch mit dem Chef oder den Personalverantwortlichen unumgänglich, da sich alles andere sonst auf die Motivation und so auch auf die Arbeitsleistung auswirken würde. (#02)

Argumente bei der Gehaltsverhandlung

In Betrieben, die tariflich nicht gebunden sind und man als Angestellter das Gefühl hat, man müsste mehr Gehalt bekommen, ist ein klärendes Gespräch mit dem Chef oder den Personalverantwortlichen unumgänglich, da sich alles andere sonst auf die Motivation und so auch auf die Arbeitsleistung auswirken würde.

Argumente, die ein höheres Gehalt begründen, sollte man sich daher gut zurecht legen. Rein im persönlichen Bereich sind die allerdings nicht zu finden, denn für das Unternehmen zählt einzig, was aus betrieblichen Gründen vertretbar wäre. Persönliche Gründe wie eine höhere Miete, Nachwuchs oder andere steigende Kosten, die mit der Arbeit an sich nichts zu tun haben, wird der Chef nicht als Argumente für eine Gehaltserhöhung durchgehen lassen.

Dagegen zählen firmeninterne Gründe sehr wohl. Wie sehr ist der Mitarbeiter engagiert? Was hat der Mitarbeiter positives für das Unternehmen geleistet? Wie hat er sich weitergebildet und bringt er weitere fachliche Qualifikationen mit? Wie ist seine Leistung im Gesamten zu bewerten?

Video: Die Kampagne für die Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge im Einzelhandel ist gestartet!

Tariflohn Einzelhandel: Höhere Vergütungsgruppe durch höherwertigere Arbeit?

Auch bei Betrieben, die an einen Tarifvertrag gebunden sind, spielt das eine Rolle. Da im Tarifvertrag nämlich auch Rechte und Pflichten unterschiedlicher Vergütungsgruppen festgelegt sind, kann es durchaus sein, dass man gerade, wenn man länger in einem Unternehmen arbeitet, unbemerkt in eine neue Vergütungsgruppe rutscht.

Das kann passieren, wenn vom Angestellten neue Aufgabenbereiche übernommen werden, für die er bei Abschluss des Arbeitsvertrags noch gar nicht vorgesehen war. So rutscht er womöglich beinahe unbemerkt in eine Führungsposition, die eben auch höher vergütet werden müsste. Ein Kennen der tarifvertraglichen Regelungen ist daher besonders wichtig. Im Zweifel stehen die Gewerkschaften bei solchen Fragen für eine Klärung und Tipps zum Umgang mit dem Arbeitgeber bereit.

Leider gilt nicht immer die Regel, dass ein Mehr an Erfahrung auch gleichzeitig ein Mehr an Gehalt mit sich bringt. Im Regelfall ist das allerdings schon so. Vor allem in den ersten Jahren nach dem Berufseinstieg ist die Lohnkurve stetig ansteigend. (#03)

Leider gilt nicht immer die Regel, dass ein Mehr an Erfahrung auch gleichzeitig ein Mehr an Gehalt mit sich bringt. Im Regelfall ist das allerdings schon so. Vor allem in den ersten Jahren nach dem Berufseinstieg ist die Lohnkurve stetig ansteigend. (#03)

Tariflohn Einzelhandel: Das Fazit

Die Unterschiede beim gezahlten Tariflohn im Einzelhandel sind von Branche zu Branche und selbst von Bundesland zu Bundesland teilweise enorm. Das geht bei der Ausbildungsvergütung los und hört bei berufserfahrenen noch längst nicht auf. Wichtig ist, dass Angestellte ihre Position kennen und wissen, an welchem Tarifvertrag sie sich orientieren müssen. Das hilft nicht nur bei der Vorbereitung von Gehaltsverhandlungen enorm weiter, sondern auch, um einordnen zu können, ob man nicht eigentlich einer höherklassigeren Vergütungsgruppe angehören müsste.


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