Rezession: 2019 wird ein Krisenjahr

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Trump gegen China. Unruhen in Europa. Solche und andere Ereignisse schaden der Konjunktur. Nächstes Jahr wirken sich Entwicklungen auf die Wirtschaft aus, die längst in Gange sind:

Rezession: So steht es um Deutschland

Für eines der führenden Beispiele, wie die globale Wirtschaft derzeit und in der nächsten Zukunft in eine erheblichen Veränderung verlaufen wird, müssen wir gar nicht weit in die Welt hinaus gucken.

Ziehen die führenden Experten für Konjunkturforschung einen Vergleich zwischen Deutschland und dem Rest der Welt, dann werden die folgenden Aspekte sehr schnell deutlich:

  • In der Wirtschaft haben sich deutliche ökonomische Ungleichgewichte aufgebaut.
  • Die Wirtschaft in Deutschland basiert auf der Nachfrage und der Verschuldung des Auslands.
  • Die deutsche Wirtschaft erzielt, gemeinsam mit den Ländern der Euro-Zone, einen Überschuss der Bilanzen, der erheblich höher ist als in der restlichen Welt.
  • Mit der Erhöhung der Zinsen in den USA entwickeln sich die Währungen anderer Ländern zu einer Abwertung, die sich auch auf die deutsche Konjunktur auswirkt. Das gilt für die türkische Lira, den argentinischen Peso und andere Währungen.

Video: Rezession in Deutschland! Die spannendsten Vorhersagen für 2019

Rezession: EU-Banken als Ursache der Wirtschaftskrise

Es sind aber nicht nur die einzelnen Währungen, die aus der Sicht der Konjunkturforschung einen negativen Weg einschlagen. Auch die internationalen Banken gelten als angeschlagen, was sich unter anderem darin zeigt, dass sie Verluste mit mehr Eigenkapital auffangen müssen. Der springende Punkt: Das Eigenkapital der europäischen Banken ist geringer als das der Banken in den USA, wo der Staat die finanzielle Wirtschaft schon vor Jahren neu strukturiert hat. In der EU versucht man so etwas ähnliches mit einer gemeinsamen Aufsicht über Banken, den sogenannten Megabanken.

Aus der Sicht globaler Fachleute für Konjunkturforschung hat diese Entwicklung aber folgende negative Folgen, die sogar in eine Rezession führen könnten:

  • Der sogenannte EU-Abwicklungsfonds, der von den Megabanken finanziert wird, soll im Jahr 2024 bei geschätzten 55 Milliarden Euro liegen.
  • Die Summe sei praktisch nicht ausreichend, um eine einzige Großbank tragen zu können.
  • In der europäischen Finanz-Wirtschaft geht der Trend zu einer Vernetzung der Banken.
  • Die EU-Kommission hat Maßnahmen gegen Mega-Banken, wie sie in den USA und Großbritannien an der Tagesordnung sind, zu den Akten gelegt.
  • Durch den Hochfrequenzhandel, bei dem Wertpapiere gekauft und in kürzester Zeit weiterverkauft werden, um dadurch Gewinn zu machen, führen zu Unsicherheit in der Finanzstabilität.
  • In den Zentralbanken ist bezüglich der Zinsentwicklung das Limit erreicht. In keinem Land der EU kann die Wirtschaft eine weitere Anpassung der Zinsen vertragen.

Video: Wissenswert: Warum das Öl-Kartell OPEC in der Krise steckt

Rezession und Krisen als regelmäßiges Ereignis

Darüber hinaus sind sich Fachleute für globale Konjunkturforschung auch in dem Punkt einig, dass in der Wirtschaft die Krisen auch nach einem zyklischen Ablauf immer wieder auftauchen. Diese Zeit sei aktuell wieder gekommen, denn in der Vergangenheit sei es alle zehn Jahre zu solchen Krisen in der Wirtschaft gekommen. Diese hätten sich teilweise sogar zu einer Rezession entwickelt.

So gab es in den Jahren 2008-2009 zuletzt so eine Krise sowie davor in den Jahren 1975, 1982 und 1991. Die Krise 1974-1975 war der größte Nachkriegs-Crash, der durch die Energiekrise aus den Problemen der OPEC-Mitglieder ausgelöst wurde. In Folge dessen kam es weltweit zu Dutzenden Millionen Entlassungen und rückläufigen realen Einnahmen kam. Es gab aber auch Gewinner aus dieser Krise, wie etwa die Sowjetunion, für die sich neue Möglichkeiten zum Ölexport in den Westen eröffneten.

Statements zur Wirtschaft und Rezession

Vergleichbar mit den zurückliegenden Krisen der Wirtschaft bringen zum Beispiel zwei renommierte Experten die aktuell befürchteten Entwicklungen wie in den folgenden Statements auf den Punkt:

  1. Nikita Maslennikow, Institut für moderne Entwicklung:
    Die Situation in der Wirtschaft verändere sich gerade vor unseren Augen. Anfang des Jahres hatten noch viele behauptet, das globale Wachstum würde sich immer weiter beschleunigen … Aber jetzt sei die Situation anders. Das Weltwirtschaftswachstum sei nicht mehr synchron, denn die USA und alle anderen führenden Wirtschaften verlangsamen sich: die Eurozone, China und auch Japan.
  2. Carmen Reinhart, Professorin an der Harvard University und Mitverfasserin eines Buches über die Geschichte von Finanzkrisen („This Time Is Different“)
    Entwickle sich die amerikanische Geldpolitik restriktiver, aber die anderen OECD-Länder, sprich die EZB und die Bank von Japan, würden nicht mitziehen, dann würde das den Dollar weiter aufwerten. Für die Schwellenländer zieht das einen doppelten Schock nach sich, denn zum einen kämen für ihre Dollarschulden höhere Zinsen auf sie zu und zum anderen würde der Dollar selbst auf nationaler Ebene teurer werden. „Im vergangenen Jahrzehnt waren ultra-niedrige Zinsen ein starker Anreiz, Kredite aufzunehmen, so dass sie jetzt deutlich höher verschuldet sind als 2008“, wird Reinhart vom Finanzinformationsdienst Bloomberg zitiert. Für Deutschland, den Euroraum insgesamt und alle übrigen OECD-Länder befürchtet sie daraus einen Einbruch ihrer Exporte und eine Abkühlung der Konjunktur, vielleicht sogar neuerliche Rezessionen.

Video: Ist eine Rezession in China noch abzuwenden?

Rezession: China als Beispiel der Wirtschaftskrise

Experten sprechen von einer Rezession der nationalen wie auch internationalen Wirtschaft, wenn das Wachstum bei weniger als zwei Prozent liegt. Für 2019 soll es bei rund 3,7 Prozent liegen.

Ebenfalls werden weitere ausschlaggebende Zahlen als Zeichen einer schlechten Konjunktur gewertet, wie etwa die folgenden Kennzahlen aus China, die aber eine weltweite Tendenz zeigen:

  • Das “Total Social Financing”, kurz TSF, ist im Oktober auf 729 Mrd. Renminbi geschrumpft, ein unübersehbares Rekordtief gegenüber 2,17 Billionen im September.
  • Das Geldmengenwachstum ist im Oktober 2018 auf 2,7 Prozent zurückgegangen.
  • Das ist der mit Abstand niedrigste Wert seit Jahrzehnten.
  • Wenn die chinesische Wirtschaft angeblich um 6,5 Prozent real wächst und die Inflationsrate bei 2,5 Prozent liegt, wieso wächst die Geldmenge um lediglich 2,7 Prozent. Das macht wenig Sinn.
  • Der CEP-Indikator, der die Konjunkturerwartungen internationaler Finanzmarktexperten/-innen für zwölf Monaten zusammenfasst, fällt um 28 Punkte auf einen neuen Wert von minus 30,0 Punkten (Oktober 2018: minus 2,0 Punkte).
  • Damit ist der bislang schlechteste Wert des CEP-Indikators erreicht, seit es die Umfrage seit Mitte 2013 überhaupt gibt.
  • Rückläufig entwickelt sich auch Chinas Automarkt: Der Pkw-Absatz ist im Oktober 2018 um 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken. Das war bereits der fünfte schlechte Monat hintereinander.

Video: Italien: Wird die nächste Eurokrise in Rom ausgelöst? | Börse Stuttgart | Rohstoffe

Rezession: Italiens Wirtschaft in der Krise

Neben den Entwicklungen in der Wirtschaft im Land der Mitte drohen aus der Sicht von Experten für Konjunkturforschung aber auch im europäischen Raum erhebliche Probleme bezüglich der Wirtschaft. Ein vorrangig negatives Beispiel dafür ist Italien. Im dritten Quartal zeigt sich beispielsweise, dass die Wirtschaft bereits gegenüber dem Vorquartal deutlich stagniert.

Parallel dazu ist es unübersehbar, dass sowohl der Einkaufsmanagerindex, der für die Industrie und für den Dienstleistungssektor maßgeblich ist, unter die Marke von 50 Punkten abgesunken ist. Das heißt deutlich, dass sich in Italien nach und nach eine heraufziehende Rezession bemerkbar macht. Eine Entwicklung, die auch in der deutschen Wirtschaft und der hiesigen Unternehmensführung mit Argwohn betrachtet wird, denn eine Rezession  hat für die Wirtschaft in Deutschland erhebliche Folgen.

Das zeigt die folgende Darstellung:

Video: Dolce Vita vorbei? – Staatskrise in Italien | Made in Germany

Ursachen für die Probleme in Italien

Entgegen der ursprünglichen Ankündigungen der italienischen Regierung, eine Volksabstimmung über den Euro abzuhalten, ist dieses Vorhaben praktisch nicht umgesetzt worden. Dabei hatten die Pläne die Rendite der zehnjährigen italienischen Staatsanleihen von 1,8 Prozent Anfang Mai 2018 auf 3,16 Prozent Ende Mai 2018 in die Höhe getrieben hatte, ein Niveau oberhalb der US-Renditen mit gleicher Laufzeit. Das war aber nur eine Momentaufnahme im Zuge der Ankündigung.

Nachdem die Regierung deutlich gemacht hatte, dass es keine öffentliche Volksabstimmung über den Euro geben werde, schlug die Situation in Italien rasch ins Negative um. Die italienische 10-Jahresrendite ist mittlerweile wieder auf 2,75 Prozent zurückgegangen und damit wieder unübersehbar niedriger als die der Treasuries (2,85 Prozent).

Eines wird am Beispiel von Italien auch sehr deutlich: In diesem europäischen Land haben wir es nicht mit einer Krise der Wirtschaft zu tun. Die Probleme in Italien sind die Folge einer über die letzten Jahre gewachsenen politischen Krise.

Ein Beleg dafür sind auch die folgenden Fakten ausgehend von den Schulden des italienischen Staates:

  • Der Zinsaufwand ist trotz der hohe Schulden seit der Jahrtausendwende von 5,8 Prozent des BIP stetig auf nur noch 3,6 Prozent gesunken.
  • In Deutschland ist der Zinsaufwand laut EU-Kommission bei 1,0 Prozent angekommen.
  • In Italien besteht derzeit kein Leistungsbilanzdefizit mehr, das es finanziell umzusetzen gilt.
  • Im Gegenteil, es liegt aktuell ein Überschuss von 2,6 Prozent des BIP vor, so dass Auslandsschulden netto zurückgezahlt werden.

Außerdem lässt sich auf Italien auch eine Entwicklung übertragen, wie wir sie in den vergangenen Jahren am Beispiel von Griechenland deutlich sehen konnten: Betrachtet man die Währungsunion ähnlich wie eine Familie, dann wird kein Mitglied dieser Gemeinschaft von den anderen hängen gelassen.

Genauso wie Griechenland trotz seiner erheblichen Schulden letztendlich nicht in die Pleite und in die Rezession abgerutscht ist, auch weil die Gemeinschaft der Währungsunion das Land in seiner schweren Zeit gestützt hat, ist auch davon auszugehen, dass Italien nicht an seinen Schulden zugrunde gehen wird.

Staatsverschuldung, Handelszölle und viele weitere Faktoren sind die Gründe, warum das kommende Jahr in eine Krise der Wirtschaft führen könnte. Da wird es kein Grund zur Freude geben.

Staatsverschuldung, Handelszölle und viele weitere Faktoren sind die Gründe, warum das kommende Jahr in eine Krise der Wirtschaft führen könnte. Da wird es kein Grund zur Freude geben.  (#01)

Rezession: Weltbörsen als Indikator der Wirtschaftskrise

In einem anderen Feld, welches immer wieder für einen aussagekräftigen Indikator der weltweiten Wirtschaft betrachtet werden kann, sieht es dagegen nicht so aus, als wenn wir zuversichtlich in das Jahr 2019 blicken könnten. Dabei handelt es sich um die weltweiten Börsen, die die Krise bezüglich der Wirtschaft schon seit längerem wittert. Um es auf den Punkt zu bringen: Derzeit ist es so, dass in keiner der wichtigen Weltbörsen noch ein Plus zu verzeichnen ist.

Was bereits Anfang 2018 in den Kreisen der Unternehmensführung und der Konjunkturforschung befürchtet worden ist, also das wir für 2018 kein gutes Jahr der Börsen erleben werden, ist in der Realität dann auch eingetroffen. Selbst die Wall Street liegt deutlich unter den im Laufe des Jahres erreichten Höchstständen.

Das beste aber negative Beispiel dieser krisenhaften Entwicklung ist die FAANGs:

  • also die Aktien von Facebook,
  • Apple,
  • Amazon,
  • Netflix,
  • Google.

Alle haben sie deutlich nachgegeben und fahren sogar Verluste von mehr als 20 Prozent ein. Eine so erheblich negative Verschiebung, das die Befürchtung einer extrem schwachen Konjunktur und einer Rezession für 2019 kaum von der Hand zu weisen ist. Auf der Seite finden sich weitere Beiträge zu diesem Thema.


Bildnachweis:©Shutterstock-Titelbild: Gearstd  -#01: TZIDO SUN

 

2 Kommentare

  1. Warum sollte es dieses Mal anders sein als bei den früheren Krisen?

    Auch diese kamen scheinbar immer überraschend. Viellicht muss sich niemand Sorgen machen, weil bereits alle die kommende Krise in den dunkelsten Farben ausmalen. Ob das alles wirklich so kommt, nur weil irgendwelche schlauen Wirtschaftsanalytiker dies prophezeien, sei einmal dahingestellt.

    Und wenn es so wäre, wie viele sagen, dass eine Krise immer im Nachhinein als Überraschung dargestellt wird, ist alles halb so wild. Denn dann würden wir uns ja theoretisch schon mittendrin befinden, wenn wir jetzt so aktiv damit beschäftigt sind.

    Ehe dieser Kommentar ins Philosophische abdriftet: Es ist hoffentlich nicht anzunehmen, dass die Schwarzseher recht behalten, auch wenn Schulden, Brexit und Rechtspopulismus ernst zu nehmende Probleme im Land darstellen.

  2. Tharsan Parameswaran am

    Ich stimme meinem Vorredner voll und ganz zu. Manchmal muss man einfach mal die Kirche im Dorf lassen.

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